Swami Satyananda Giri

Manmohan (Swami Satyananda) wurde als Sohn von Mohini Mohan Majumdar und Tarabasini Devi am 17. November 1896 im Haus seines Onkels mütterlicherseits in Bikrampur (Bangladesh) geboren. Er war ein Philosoph, Sänger, Komponist, Dichter, Sozialarbeiter und vor allem ein begabter Schüler und wahrlich göttlicher Meister der Linie des Kriya Yoga. Ein Zeichen seiner reinen Liebe für die Menschen, ohne Unterscheidung von Klasse, Kaste, Religion, wurde bereits im jungen Alter von sechs oder sieben Jahren sichtbar, als er sich bei einer Feier im Beisein von Freunden und Verwandten einfach über die althergebrachte Tradition der Unberührbarkeit hinwegsetzte. Noch ehe er zehn Jahre alt wurde, war sein Streben nach Befreiung bereits tief verfestigt und verstärkte noch seine Sehnsucht nach der Unabhängigkeit Indiens und der endgültigen Befreiung der Menschheit von allen irdischen Fesseln des Leidens und des Gebundenseins an den menschlichen Körper.


Swami Satyanandas erste Begegnung mit seinem Kindheitsfreund und Lehrer Mukunda (Paramahamsa Yogananda) fand am Eingang  zur Taubstummenschule in Kalkutta statt, als er  eine Luftpumpe borgen wollte, um den Fußball seiner Mannschaft aufzupumpen. Ihre innere Verbundenheit wuchs schnell, während sie beide der Verwirklichung der einzigen Wahrheit im Universum entgegenstrebten. Beide versprachen, in ihrem Leben striktes Zölibat zu wahren und verbrachten ihre Zeit zurückgezogen in der Meditation an verschiedenen heiligen Stätten und in Tempeln. Sogar nachts blieben diese beiden jungen Männer ganz und gar voller Hingabe zu Gott, anders als andere, die ihre Zeit mit wilden Feiern und in Ausgelassenheit verbrachten.


Manmohan suchte zusammen mit Mukunda heilige Plätze sowie spirituelle Menschen und Heilige auf. Hamsa Swami Kebalananda, der große Sanskritlehrer Mukundas, der ihn die Grundlagen des Kriya Yoga lehrte, bereitete das Fundament für sein spirituelles Leben. Die spartanisch einfache und asketische Lebensweise sowie die profunde spirituelle Erfahrung Kebalanandajis übten einen tiefen Einfluss auf Manmohans Leben aus. Sein lang gehegter Traum wurde während der College-Jahre erfüllt, als das Schicksal ihn zu seinem Guru  Sriyukteswar führte und er in den Kriya Yoga eingeweiht wurde. Die tiefe Einsicht und die grundlegenden metaphorischen Interpretationen der heiligen Schriften seines Gurus, seine unergründliche göttliche Erfahrung im Kriya Yoga und seine Kenntnisse der Astronomie und Astrologie spielten eine wesentliche Rolle dabei, ihn zu einem hingebungsvollen und inbrünstigen Schüler zu machen. Vier Jahre nachdem Mukunda sannyasi (Mönch) wurde, bekannt als Swami Yogananda, beendete Manmohan sein Philosophiestudium erfolgreich mit einem Bachelor-Abschluss. 1919 wurde er unter der Führung seines Guru in den Mönchsorden eingeweiht und wurde fortan bekannt als Swami Satyananda Giri.


Inspiriert und geleitet von Paramahamsa Yogananda, erreichte Swami Satyanandas spirituelles Leben seinen Höhepunkt mit seiner Mönchsweihe. Er verbrachte den größten Teil seiner Zeit und Energie mit Meditation und der Organisation der von Paramahamsa Yogananda gegründeten Internatsschule und Ashrams in Ranchi, gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulkameraden und jetzigen Sannyasi Swami Dhirananda. Swami Satyanandas beispielhafter Charakter, seine Ehrlichkeit und Reinheit, sein vorbildlicher Lebensstil, seine selbstlose Liebe und Fürsorge für seine Schüler und Studenten inspirierten Mahatma Gandhi zu einem Besuch des Ranchi Ashrams, den er daraufhin lobte und Swami Satyananda einlud, seinen eigenen Sabarmati Ashram zu besuchen.


Als er den Ashram von Mahatma Gandhi besuchte, wurde ihm ein großer Empfang bereitet und er wurde gebeten, mehrere Tage im Ashram zu bleiben. Swami Satyananda legte den Grundstein dafür, dass Mahatma Gandhi und seine Schüler von Paramahamsa Yogananda, der 1935 nach Indien zurückkehrte, in den Kriya Yoga eingeweiht wurden. Seine Liebe zum Mutterland Indien und sein Eifer, sein Leben der Befreiung des indischen Volkes zu widmen, zeigten sich, als er die Bitte seines Herzensfreundes und spirituellen Wegbegleiters Paramahamsa Yogananda, nach Amerika zu kommen, um diesem bei seiner göttlichen Mission zu helfen, schweren Herzens ablehnte.


Dem Ruf seines geliebten Gurudev Swami Shriyukteshwar folgend, ging er in den Puri Karar Ashram, um sein Leben unter der spirituellen Leitung seines Gurudevs zu führen. Später wurde er zum Ashram Swami ernannt. Nach dem Mahasamadhi seines Gurudevs am 9. März 1936 und einige Monate nach Paramahamsa Yoganandas Rückkehr nach Amerika, weihte Swami Satyananda Rabinaryan Brahmachari (Parmahamsa Hariharananda) in höhere Kriyas ein. Er überließ Rabinaryan Brahmachari die Arbeit und Leitung des Puri Ashrams und nahm das Leben eines Wandermönchs an, der in ganz Indien Kriya Yoga verbreitete und lehrte. Seine Begegnung in Südindien mit Ramana Maharshi, einem erleuchteten Heiligen, der für seine tiefe spirituelle Erfahrung bekannt war, entwickelte sich zu einer einzigartigen, intensiven Liebe. Ramana Maharshi war von Satyanandajis fesselnder Persönlichkeit beeindruckt und drängte Satyananda, sich dauerhaft in seinem Ashram niederzulassen.


Eine Tragödie ereignete sich 1944, als die schreckliche Hungersnot in Bengalen Satyanandajis Herz für die notleidenden und hungernden armen Menschen zum Schmelzen brachte. Sein Motto lautete: „Dienst mit Liebe und Meditation für alle“. Als Zeichen seiner Liebe für die geknechtete und bedürftige Gesellschaft gründete er die Sevayatan Satsang Mission in Jhadagram, einer unterentwickelten Region im Distrikt Mednipur in Westbengalen, wo er den letzten Teil seines Lebens von 1944 bis 1971 verbrachte und das Leben von Millionen von Menschen veränderte. Nach Paramahamsa Yoganandas Mahasamadhi im Jahr 1952 und bis zu seinem Lebensende blieb er der Präsident des Puri Karar Ashram. Nach einem Leben voller spiritueller Erfahrung, das er der Sorge um die Menschheit widmete und in dem er die Botschaft des Kriya Yoga verbreitete, verließ er schließlich am 2. August 1971 seinen irdischen Körper in seiner Sevayatan Satsang Mission.